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Reha
Ruhe – Erholung – Heilung – Alltag
So könnte man das als eine Definition stehenlassen. Doch was ist es wirklich? Hier mal ein kleiner Einblick in den alltäglichen Ablauf.
Ankunftstag. Cool. Sind die nett hier. Und direkt mal ein EKG machen. Die sind echt besorgt um einen. Das Zimmer ist zwar geschätzte 40 km vom Ausgang weg, aber dafür gemütlich. Nach nur 4 Pausen auf dem Weg von der Cafeteria bis zum Zimmer war ich schon da. Und dann erst mal ausruhen – schwupps, eingeschlafen. Um halb sechs Abendessen. Meine neuen Tischnachbarn erläutern mir den Tagesablauf. Jeder hat so einen Briefkasten. Da liegen morgens die Tabletten für den Tag und abends der Ablaufzettel für den nächsten Tag drin. Auf fein, dann seh ich mir mal den ersten Zettel an…..
Hallo? Haben die den Knall noch nicht gehört? Ich bin fast quasi am Ende, schwach, wehrlos, ne richtig arme Sau! Und die? Die treiben mich Querfeldein…..
7.15 Stationszimmer, Blut, Urin, Gewicht. OK, wo ist das? Ah ja, den Gang D entlang bis zum Ende, Über Flur D1, da in die 1. Etage. Nach 15 Min und 3 Pausen, geschafft.
Danach: Frühstücksraum. OK, gleicher Weg zurück und eine Treppe runter. Puh, klatschnass geschwitzt im Frühstücksraum angekommen. Super. Brötchen sind schon alle. Kaffee schmeckt wie durch ne alte Socke aufgegossen, das was vom Aufschnitt über ist sieht aus wie nach ner Party der Rolling Stones. Na dann lassen wir das mit dem frühstücken halt…..
So wo nun hin? Ah, kurze Pause bis 9 Uhr. Schön. Dann zum Stationszimmer. Hallo? Da war ich doch heute morgen schon mal. Wollen die mich veräppeln? Jetzt Blutdruckmessung. Na toll, Weg wieder hin. Aber was ist das ? Um 9.10 Zum Verbandswechsel im Diagnostikraum……… HIIIIIILLLLLFFFEEEEEE, wo ist der denn? Laut Plan Richtung Frühstücksraum, dann Richtung Badabteilung weiter bis zur Cafeteria und da die Treppe runter. Also quasi einmal quer durch die Klinik.
Na klar, bin ja neu hier, mit mir kann man’s ja machen….. 10.30 Klinikführung. Au fein, freu mich riesig, Jetzt wo ich alles selber gesucht und gefunden habe gibt es eine Gebrauchsanweisung. Tolle Planung. Ne ne, ich fass es nicht.
11.30: Badabteilung. Ah ja, die halbe Strecke zurück und dann links. Rotlichtbehandlung. Hört sich zumindest angenehm an. Was es dann auch war, nur um 12 Uhr ist Mittag, also nicht ausruhen sondern ab zum Essensraum.
Was seh ich da? Hm, lecker, die Reste von gestern abend sind zu herrlichen Salaten angerichtet worden. Oh ja, das ist genau das, was ich sicher nicht mag. Na dann lass ich mich mal von dem Essen überraschen. – Was ehrlich gesagt ganz ok war, wenn man davon absieht, das Geschmack durch Gewürze gestützt werden könnte, wenn man denn welche nutzen würde.
So am Nachmittag steht nur noch ein Beratungsgespräch auf dem Programm. Aber mir reicht es auch. Hab mich nur noch hingehauen auf’s Bett und zwei Minuten später war ich im Tiefschlaf, der wieder durch weiches, leicht ansteigendes Klingeln behutsam gestört wurde RRRRIIIINNNNGGGG. Oh Haustelefon. Hier ist Schwester Swedlana, möchten Sie nicht an unserem Abendessen teilnehemen?
Ich erwiderte, ja sicher, sehr gerne, hätte nur versehentlich verschlafen würde mich aber riesig auf ein gemeinsames Essen freuen…….
Das Essen sah aus wie gestern abend, Unterschiede konnte ich nicht ausmachen. Na ja, dachte ich, dann weiß ich schon mal welche Salate es morgen mittag gibt…… Ich schmier mir ein Brot mit Käse und versuche irgendwie einen Tee runter zu bekommen, während ich verzweifelt bemüht bin, dem Tischgespräch über die Handhabung der Darmspiegelung heute und vor 20 Jahren nicht zu lauschen. Was natürlich nicht möglich ist, jedoch meinen Hunger ins nirgendwo fallen lässt. Nach dem Abendbrot noch ans Postfach, den Zettel für morgen holen:
Na ja geht ja, Langzeit EKG, Ergometer-Training, Verbandswechsel, Vortrag Ernährungsberatung im Schulungsraum. OK, jetzt erst mal in die Cafeteria, O-Saft, A-Saft, Gummibärchen, Erdnüsse, Snickers kaufen. Wer weiß wie oft ich mich hier nach dem Abendessen noch selber versorgen muss…..
Der zweite Tag lief dann schon etwas besser. Auch weil man langsam die Wege kennt. Die Pausen werden weniger und schon am 3. Tag ist der Weg ins Schwesternzimmer zur Blutabnahme am Stück bewältigt und stärkt mein Ego doch schon um einiges.
Was sich nicht ändert sind meine Tischnachbarn. Eigentlich ganz nett alle. Der 50-jährige links neben mir, mit seiner grauen Jogginghose mit dem immer gut sichtbaren Fettfleck genau mittig auf der Rückseite, der nette Opa mit 73, der zu Hause von Essen auf Rädern lebt und Samstags und Sonntags in der Kneipe essen geht, es sei denn sein Sohn kommt zu Besuch und dann der Sauerländer mir gegenüber, der noch gar nicht operiert wurde, nur einen Stent gesetzt bekommen hat, aber wahrscheinlich auch um die bypass-OP nicht rumkommt. Für den ist es total hart. All die jammernden Bypassler zu sehen, die sich beim Husten den Brustkorb zusammendrücken und mit schmerzverzerrten Gesichtern nach Luft ringen, wenn Sie niessen mussten. Man was für Aussichten für ihn.....
So laufen die Tage vor sich hin, tagsüber Anwendungen wie Gehen, Radfahren, Rotlicht, Massage, Inhalationstechnik, Vorträge, Lymphdrainagen, Belastungs-EKGs und Spaziergänge, abends ausruhen, fernsehen, internet und Zeit totschlagen. Wenn man nach dem Abendessen auf dem Zimmer ist lebt man nur von der Hoffnung möglichst mehr als 1-2 Stunden am Stück schlafen zu können. Das ging am Anfang gar nicht, mittlerweile komm ich auf 5 Stunden Schlaf am Stück.
Nun ja, die Alternative zu fernsehen oder internet wäre in der Cafeteria lecker ein Stück Kuchen oder ein Eis zu essen, dem im Durchschnitt ca. 65 Jahre alten Gästen bei Ihren Krankheits-Storys zuzuhören, wonach es einem bestimmt besser gehen würde, weil man das Gefühl hat, die Bypass-OP und Brustkorb aufsägen und alles was damit zusammenhängt, ist NICHTS. Aber was die älteren Herrschaften schon alles erlebt haben - HALLO! Das passt eigentlich in kein Gesundheitslexikon. Aber das schönste ist, das sich die lieben Alten alle gemeinsam unterhalten - und keiner hört dem anderen zu !!! Hauptsache man hat seine Geschichte erzählt.....
Na ja und so ziehen sich die Tage tagsüber mit Anwendungen und abends halt eher etwas langweilig durch. Aber ich merke eben auch wie meine Leistungsfähigkeit steigt. Man darf halt nur nicht träge werden, das ist ein Rückschritt. Das merkt man schon am Montag. Samstag und Sonntag sind keine Anwendungen, dafür kommt dann Besuch, was ja auch viel schöner ist und man freut sich die ganze Woche drauf. Aber wenn man zwei Tage keine Anwendung hatte fällt der Montag direkt schwer. Und das ist das was man zu Hause in den Griff bekommen muss. Aber gut, das ist ja machbar.
Den ersten Samstag kam zwar keiner zu Besuch, aber da hab ich die Weltstadt Bad Berleburg mal erkundigt. 2 Bäcker, ein KIK, 5 Banken incl. Post, diverse Kleingeschäfte, 3 Pizzerien und eine Premiere sports bar.
Sonntag. Bianca und die Kleine kommen. Froi mich riesig. Für die Kleene ja auch ne Mordstour bis hier hin. Voll das süße Bild hat sie gemalt und Binaca hat an alles gedacht, was ich noch brauchen konnte. Lecker Essen haben die beiden mitgebracht. Hab ich direkt mal voll zugeschlagen. Später dann noch ne Runde spazieren gehen durch Bad Berleburg und in der sports bar n kaffee trinken. draussen ist es sau-kalt. Ein schöner Tag, eine schöne Abwechslung, und ich bin total platt. Konnte aber supergut schlafen danach.
Die Woche zieht sich in bereits beschriebener Art und Weise durch. Anwendungen, Essen, schlafen, fernsehen, Laptop. Alles wie gehabt.
Samstag. Was für ein Tag. Meine Eltern kommen ins Zimmer, freu mich natürlich riesig. Plötzlich klopf klopf, tarrrraaaa: Romy & Ralf stehen auch im Zimmer. Hammer. Voll die Überraschung. Hab mich sooooo gefreut. Voll cool. Wir machen uns einen richtig schönen Tag. Essen und spazieren in Winterberg und nachmittags Kaffee und Kuchen in der Cafeteria in der Klinik. Ein richtig schöner Tag und die Freude auf die Heimat wächst. Jetzt aber erst mal ausruhen. Schlaucht doch noch ganz schön so ein Tag. Und abend s dann Fuppes gucken und nen Film und dann ist die Nacht noch Boxen um 4 Uhr. Und zwischendurch noch was von dem Teller mit Leckerchen von Romy & Ralf schnabulieren. Will ja nicht als Hungerhaken wiederkommen. Und von dem Essen hier kann man nu echt nicht zunehmen....
Sonntag morgen, 8.15 Uhr RRRRIIIIINNNNNGGGGG - Haustelefon. Guten Morgen Herr Hamacher, Schwester Anita hier, möchten Sie nicht mit uns frühstücken? --- Sie haben mich gerade so nett geweckt, aber ich denke ich lasse das Frühstück ausfallen. --- Dann noch eine gute Nacht. Na toll, denk ich, wie denn, jetzt wo ich wach bin. Super. Danke Schwester Anita. Na wenigstens bin ich um die angebrannten Frühstückseier (gekochte Eier, angebrannt !!!!) drum rum gekommen.... lol
Kurz vor Mittag. Gaby kommt an, freu. Lecker Gerri Limo mit dabei, jamm jamm jamm. Na in der Klinik gibts ja nicht viel zu sehen, also direkt wieder ins Auto in den nächsten Ort gefahren, lecker Rumpsteak essen. Danach ne Runde spazieren und nen Kaffee trinken. Na ja und dann muss Sie auch schon wieder los. Ist ja noch ne ganze Ecke zurück. Aber der Tag war schön, auch weil das Wetter etwas wärmer ist mittlerweile. Als Gaby so um halb fünf fährt, leg ich mich mal kurz hin. Hab noch um sieben als Gaby angerufen hat das sie gut angekommen ist kurz telefoniert, bin aber sofort wieder in Tiefschlaf verfallen. Wach geworden am nächsten morgen um 7 Uhr, als mein Handy mich weckt. Sonst hätt ich wahrscheinlich noch weiter geschlafen.....
Montag. Voll das Hammer-Programm: Brustkorb-Gymnastik, Visite, Lauftraining, autogenes Training, Ergometertraining, Lymphdrainage und um 19 Uhr noch nen Vortrag über Herzrhythmusstörungen.
Visite, Hammer Nr 2: Ich darf eine Woche länger bleiben. Ist wohl nicht so ganz zufrieden mit mir, weil ich noch was blässken bin, meint er. Hm, mein Blutaufbau scheint genauso langsam zu sein wie mein Gemütszustand vor der OP, nur kein Stress......
Ok, was solls. Die Woche kann ja nur gut tun. Klar wär ich lieber zu Hause, aber ehrlich gesagt hilft mir die Woche hier weiter. Zu Hause verfällt man schnell wieder in die Lethargie alles zu verschieben oder nach einigen Tagen ganz sein zu lassen. Na ja zumindest ich. Kenn mich ja schon was länger.
Zweikommafünf oder auch 2 Wochen und 3 Tage sind jetzt rum. Zwei meiner Tischnachbarn sind schon nach Hause. Die armen haben keine Verlängerung bekommen. Seltsamerweise schienen beide gar nicht traurig darüber zu sein. Hm, oder hab ich das nur falsch gedeutet? ... Na ich für meinen Teil seh mal zu die anderthalb Wochen hier noch gut über die Bühne zu bekommen. Ich merke ja auch das es mir täglich ein Fitzelchen besser geht.
Nach mehr als der Hälfte kann ich ja schon mal so ein kleines Zwischenfazit ziehen:
Tiefen Prospekt vor der Organisation. Ist nicht leicht so viele Menschen zu organisieren und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Wenn es heisst um 19 Uhr ist Vortrag und 100 Leute sitzen da, dann zeigt das, das die Organisation funktioniert. Schade nur, das der Referent nicht erschienen ist und die Leute umsonst da waren.
Und wenn einige monieren, es gäbe zu wenig Anwendungen, sag ich ganz laut Zement mal! So nicht, das ist zu einfach. Man muss schon unterscheiden zwischen Reha-Klinik und Dorint-Sporthotel. Hier sind schließlich Leute mit unterschiedlichen Leiden, also mit und ohne OP zum Beispiel und vor allem zwischen 42, (na wer ist das wohl.....) und 80. Und da sind die Möglichkeiten der Anwendungen schon sehr unterschiedlich zu sehen.
Die Küchenchefin ist auch eine permanent bemühte Miss Holiday Inn. Sie versucht die Küche wie die eines 4-Sterne-Hotels zu führen, hat jedoch nur Essen von der TAFEL aus dem Siegerland zur Verfügung. Sie machen schon das Beste daraus, wollen wir nicht zu sehr das Niveau drücken. Und es ist ja alles auch genießbar, essbar, Magen füllend.
Heute Mittwoch, kommt wenigstens Fuppes im Fernsehen. Wieder ein Abend gerettet. Wir haben zwei neue Tischnachbarn. Ein türkischer Mann, der redet aber so gut wie nichts. Weil er nicht kann oder weil er nicht will? Keine Ahnung. Und dann die weiblich Ausgabe des Literaturkritikers Marcel Reich Ranicki - reden ohne Punkt und Komma. Aber im gleichen Slang.
Auf die Frage, ob sie denn operiert worden sei, kam nur ein Schulterzucken und dann die Aussage Ich hab ein Röhrchen. Aha, also haben Sie einen Stent gesetzt bekommen. – Schulterzucken. Und dann ging’s los. Die Story Ihrer Herzgeschichte, angefangen beim Auszug Ihrer Kinder zu einer Zeit, als die Zäpfchen noch aus Holz waren.
Und das alles beim Essen. Der Hunger vergeht einem sowieso, weil Sie – besser gesagt Ihre Zähne - sehen aus wie die Sterne über Griechenland – sehr gelb und sehr weit auseinander. Ab und zu beschiesst sie einen dann mit Körnern der Sesam- oder Kürbiskernbrötchen, aber das merkt sie nicht mal. Und dann kommt sie auch noch aus Bielefeld, ihr wisst schon: sehn wir uns nicht in dieser Welt, dann sehn wir uns in Bielefeld.
Und sie ist nur hier, weil sie ihre Ruhe haben wollte, mal ausspannen sagte sie. Als ich Ihr erklärt habe, das man hier jeden Tag Anwendungen hat und einiges tun muss, sagte sie nur trocken, nein, ich nicht, ich ruh erst mal aus. OK, denk ich, diskutier nicht, lass sie machen.
So Wochenende! Samstag. Morgens noch eine Anwendung - Wassergewöhnung, oder Wasser latschen, wie wir hier sagen. Ist aber ganz angenehm. Nachmittags in die Metropole Bad Berleburg, in die premiere sports bar, n bissi Fuppes gucken. Na ja, abends dann pokern, fernsehen und wie immer was chatten.
Sonntag morgen - erst mal bis 10 Uhr geschlafen. Den freundlichen Weckruf von der Frühstücks-Schwester-Anita habe ich ignoriert. So fürs Mittagessen muss ich mal sehen. Wollte ja ins Dorf, aber hier stürmt und regnet es dermaßen, das macht eher keinen Sinn. Na ja, werd schon was finden, bin ja schon groß......
Sonntag war nix mehr los, nur abgegammelt, aber muss ja auch mal sein. Zähl ich zu Erholung. Der Montag, quasi 1. Verlängerungstag, bietet mir 2 Anwendungen und um 11 Uhr bin ich fertig. Toll. Und dafür bleib ich länger....? Wie auch immer, hab mich mal für 5 Minuten hingelegt. Vier Stunden später zum Abendessen werd ich wach. Gutes Timing denk ich noch so und freu mich auf mein Käsebrot.
Und da saß sie schon wieder. Die körnerspeiende Ranicki-Verschnitt-Frau. Oh mann, kann die nerven. Wenn man die was fragt, löst das jedesmal eine Kettenreaktion aus. Wie so eine Spielzeuguhr von früher, wo man an nem Band zieht und dann spielt sie ein Lied ab. Und das Band wird dann immer kürzer und irgendwann ist es wieder in der Uhr verschwunden und die Musik ist aus. Nur bei Ranicki ist das Band kaputt. Das wird nicht kürzer. Aber labern tut sie ohne Punkt und Komma, ob man es hören will oder nicht, ob es wen interessiert oder nicht, unaufhörlich. Außer zum Luft holen oder essen nachfüllen in die Kau-Quasel-Luke redet sie ununterbrochen. Das alle Tischnachbarn in sämtliche Himmelsrichtungen sehen um Desinteressse zu demonstrieren - das stört sie nicht.
Und da hatte ich eine ganz vorzügliche Eingebung!!! Ich hab sie einfach lautstark unterbrochen! Völlig entsetzt und irritiert sieht sie mich an und ich frage einfach in die Runde NA WER HAT DENN GESTERN FUSSBALL GESEHEN??? Treffer!! Sie verdreht die Augen und murmelt Ts ts Fussball vor sich hin. Aber: Sie ist ruhig! yeah! Jetzt nur das Thema halten denke ich. Aber sie ist wohl zu sehr beleidigt oder enttäuscht oder so was und demonstriert jetzt ihrerseits ihr Desinteresse. Aber damit können wir alle gut leben.
Heute, Dienstag sind wieder zwei nach Hause gefahren, an die ich mich gewöhnt hatte. Mein Tischnachbar aus dem Sauerland und vom Nachbartisch der Typ, der von Natur aus weißes Blut zu haben scheint. Jedenfalls seiner Hautfarbe nach zu urteilen. Schade. Gestern abend haben wir alle noch lecker ein Bierchen in der Cafeteria getrunken. Und jetzt mal abwarten was so an Frischfleisch (Slang für Neuankömmlinge) kommt. Hoffentlich bekommen wir nen vernünftigen Ersatz an den Tisch und nicht noch nen Ranicki-Verschnitt oder noch schlimmer wie die armen Schweine am Nachbartisch einen Lehrer! Der Typ ist voll der Knaller. Stolziert hier rum als gehöre ihm ein Teil der Klinik, weil seine Krankenkasse ja seinen Aufenthalt bezahlt - hallo? als wenn das bei uns anders wäre.
Aber Hauptsache er nimmt die ersten zwei Scheiben Käse mit den Fingern von der Silberschale, legt sie zur Seite um sich dann pingelig mit der Gabel zwei frische Scheiben Käse zu nehmen. Die anderen waren ja schon 30 Sekunden Luft-angetrocknet. Spacko.
Echt, da hebt der die Hand und ruft nen Kellner. Tick tack - alles klar im Oberstübchen? Reha - nicht Hotel, Du Nase denk ich so vor mich hin. In diesem Moment hat er eine Gotteseingebung, steht auf um zur Küche zu gehen - wie alle das hier machen halt - bleibt aber dummerweise mit dem Fuß am Stuhl hängen und wirft diesen um. Der verzeifelte Versuch den Stuhl aufzufangen ging daneben, vor allem weil er ja die fast leere Kaffeekanne in der Hand hatte, deren Rest sich nun in hohem Bogen kreisförmig verteilt, wohl aber leider keinen bekleckert. Schade denke ich. Aber der hoch rote Kopf und diese Blöße für ihn sind auch schon mega-amüsant.
So, jetzt haben wir noch ne neue Lady am Tisch. Watt janz watt feingemachtes. Zuerst dacht ich sie wär ganz nett und hab mich mit ihr was unterhalten. So wo was ist, wo welcher Arzt ist und solche Dinge. Das Sie sich halt besser zurecht findet. Und heute, an Ihrem 2. Tag fängt die an mir zu erzählen, wie das hier abläuft. Wo ich wann hin müsse und wann es günstig sei ins Schwimmbad zu gehen. Und ich so zu Ihr: Hallo? Kann es sein das ich schon 4 Wochen hier bin und mich auskenne???? Daraufhin meinte Sie nur, Sie wäre schließlich vor vier Jahren schon einmal in Kur gewesen und kenne sich daher besser aus....
Na ja, ich denke mir, ist mein letzter Abend, was solls, nicht aufregen. Aber wo wir gerade beim Thema Essen sind, bzw. ja von den Tischnachbarn reden, mir ist aufgefallen das die hier wohl ein ganz modernes oder neuartiges Putzmittel benutzen. Bestimmt was von der NASA. Da kann man genau sehen, wo, wie, in welche Richtung geputzt wurde auf dem Tisch. Da sind extra so silbern schimmernde Streifen die das anzeigen..... Da hat man direkt das gute Gefühl HIER IST GUT FÜR DICH GESORGT..... *lachmichweg*
Puh, ausgelacht, Koffer gepackt, gleich noch ein Bierchen in der Cafeteria, ein paar Leuten tschüss sagen und dann bubu machen und Samstag morgen nochmal das grandiose Frühstück schnabulieren und dann auf Pap warten. Telefon noch eben zahlen und abmelden und die Koffer schon mal runter bringen. Und das wars dann. Vier Wochen rum. Ging irgendwie trotzdem schnell. Und hat mir echt was gebracht. Bin schon wieder halbwegs fit. Komm schon die 50 Stufen hoch ohne Pause. Am ersten Tag hier musste ich 3 Pausen machen. Also geht es gut voran.
Was noch schmerzt sind die Narben und der Brustkorb. Aber das dauert wohl noch ne Weile. So 2-3 Monate meint der Doc bis alles wieder richtig zusammengewachsen ist. Bis dahin Mega-schonen angesagt und viel spazieren und so und bis Ende des Jahres bin ich dann wohl wieder der alte Möscha. Nur ohne rauchen halt. Wenn ichs schaffe. Aber krieg ich hin. Spar ja viel Geld durch Nichtrauchen, kann ich mir das gute Flensburger leisten - LOL. Irgendwo ist immer ein Ausgleich.
So, wird noch endgültig beendet, aber nicht jetzt. 2 b continued....
Leichte Satire, ansatzweiser Sarkasmus oder kaum spürbare Ironie sind rein zufällig zwischen die Zeilen gerutscht und sollen der Reha und deren Sinn keinen Abbruch tun, im Gegenteil, ohne die Reha wäre ich wohl kaum in der Lage diese Zeilen bereits 3 Wochen nach meiner OP schreiben zu können.